Simon ist den Storys auf der Spur

Die Suche nach dem Hintergrund, nach der Story, hat bis heute Simon Rindlisbachers Karriere geprägt: erst im Geschichtsstudium, jetzt als Corporate Writer. Geplant war die Schreibkarriere nicht. Aber sie ist auf jeden Fall das Richtige.

Simon Rindlisbachers Werdegang hat nach dem Studium eine unerwartete Richtung eingeschlagen. Wie so oft bei Karrieren. Der Schreibwerkstatt-Absolvent hatte keinen Schreibberuf vor Augen, als er sich vor 13 Jahren zum Studium in Geschichte, Politik- und Medienwissenschaften an der Universität Bern einschrieb. Wohl eher Radiomoderator, Geschichtslehrer oder Eventmanager. Aber Corporate Writer? Obwohl: Schon in jungen Jahren hatte er in der Sekundarschule die Stelle des Chefredaktoren der Schülerzeitung inne. Aber seinen jetzigen Beruf als Corporate Writer verdankt er vor allem einem Zufall.

Unverhofft kommt oft

Als er 2010 bei der Alternativen Bank Schweiz – kurz ABS – seine Stelle antrat, hatte er vor allem die Websites im technischen Sinne betreut und Events organisiert. Berufliches Schreiben war bis dahin kein Thema für ihn. Klar: Während des Studiums hatte er viel geschrieben. Das gehört dazu. Er erinnert sich heute an ein Gespräch mit einem Professor-Assistenten, der einst eine seiner Seminar-Arbeiten betreut hatte: «Er sagte damals, ich hätte eine Strassensprache», grinst Simon. Vermutlich war ihm Simons Schreibstil zu wenig akademisch-abstrakt.

Trotzdem hat Simon später bei der ABS seine unverhoffte Chance wahrgenommen, als sich die PR-Redaktorin in die Babypause verabschiedete und ihm ihre Schreibarbeit überliess. Er war fortan der neue Corporate Writer. Gottlob, denn ein gutes Gespür fürs Schreiben hat Simon – er hat das Studium CAS Corporate Writer als einer der Besten abgeschlossen.

Der Wallander unter den Bankern

Wie alle Corporate Writer verbringt Simon Rindlisbacher viel Zeit bei der täglichen Arbeit: «NZZ»-Artikel studieren, in der «WOZ» recherchieren, Blogs und Magazine nach nützlichen Informationen über nachhaltiges Wirtschaften durchforsten. Seine Recherche-Arbeit erinnert an den Job eines Kriminalkommissars: immer auf der Suche nach Hintergründen. Privat bevorzugt Simon andere Lektüre: «Die Krimiromane des schwedischen Schriftstellers Henning Mankell haben es mir angetan», schwärmt Simon. «Die Geschichten des Kommissars Kurt Wallander!» Vielleicht stimmt es also sogar, was manche sagen: Man wird, was man liest.

Es ist erstaunlich, wie uns das Leben immer wieder neue Wege vor Augen führt. Erst will man Geschichtslehrer werden, dann wird man Webtechniker und durch Glück und durch eine passende Weiterbildung Corporate Writer. Was folgt wohl als Nächstes? «Vielleicht eröffne ich irgendwann mal eine kleine Herberge», lächelt Simon. «Oder ich arbeite als Corporate Publisher!» Die Hauptsache ist, Simon bleibt seinen Wünschen auf der Spur.

Schweizerische Text Akademie, 04.03.2016, Ralph Kohler

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